Im Rahmen des 3sat-Schwerpunktes Sigmund Freud führt „kulturzeit extra“ in die Schattenwelt zwischen Kunst und Wahn. Schauplätze des Films sind die Landesnervenklinik Niederösterreich in Gugging bei Wien, die Sammlung Art Brut in Lausanne und die Prinzhorn Sammlung in Heidelberg. Die Entdeckung und Förderung künstlerisch hoch begabter, psychisch kranker Menschen ist keine hundert Jahre alt. Erst die von Sigmund Freud beeinflussten Künstler der Avantgarde und des Surrealismus, wie Jean Dubuffet, erkannten die „rohe Kunst“, die Art Brut, als wichtigen Teil der Weltkunst.
Der Film „Rot sind manche blaue Blätter“ gibt seltene Einblicke in das Leben und Arbeiten psychisch kranker Künstler, die in dem kleinen Ort Gugging bei Wien in einer kunterbunten Villa leben. Das „Haus der Künstler“ auf dem Gelände einer Nervenklinik wurde 1981 von dem Psychiater Leo Navratil gegründet. Seitdem haben Künstler wie Johann Hauser, August Walla oder Johann Korec Werke geschaffen, die in keiner großen Kunstsammlung fehlen dürfen. Vom MoMa in New York bis zum Setagaya Museum in Tokio werden die Gemälde, Zeichnungen, Objekte und Fotografien der Künstler aus Gugging zu Höchstpreisen angekauft. Auch die Protagonisten der Art Brut aus Gugging wurden vor allem von Künstlern entdeckt und gefördert. Die österreichischen Maler Arnulf Rainer und Adolf Frohner sowie der Schriftsteller Gerhard Roth schildern im Film ihre Begeisterung für die völlig freie Herangehensweise der Begabten aus der Psychiatrie an die Kunst: Sie lassen sich weder von Kunstdiskursen beeinflussen, noch interessieren sie sich für die Wirkung ihrer Werke in der Öffentlichkeit. „Das ist ja ihre Größe und Stärke!“, schwärmt Adolf Frohner. Dem Team gelangen außergewöhnlich nahe Momente: So ließen sich die Künstler erstmals bei der Entstehung ihrer Arbeiten filmen, und der Maler Heinrich Reisenbauer, der bis vor drei Jahren nicht einmal mit den Betreuern in der Psychiatrie gesprochen hat, gab sein erstes Interview. Schon am ersten Tag griffen einige Bewohner im „Haus der Künstler“ selbst zu einer kleinen, vom Team mitgebrachten Digitalkamera und gestalteten wichtige Szenen des Films mit.
Den Dreharbeiten ging eine sensible Annäherung voraus: So mietete sich das Team eine Woche vor dem Dreh ohne Kamera, aber mit viel Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen in die Nervenklinik ein und verzichtete beim Filmen fast vollständig auf den Einsatz von Kunstlicht. Dem Kameramann Walter Reichl gelang dennoch eine höchst poetische Bildsprache. Für den Filmschnitt konnte Michael Hudecek gewonnen werden, der zuletzt für seine Arbeit an „Caché“ von Michael Haneke mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet wurde.
Die Filmmusik wurde von dem 36jährigen Wiener Komponisten Reinhard Seifert geschrieben, der dazu auch Gedichte des Gugginger Wortkünstlers Ernst Herbeck vertonte. Eine Zeile der Poesie Herbecks gab den Filmtitel: „Rot sind manche blaue Blätter“.
Wenn Sie mehr über Gugging und seine Künstler wissen wollen, dann Besuchen Sie doch deren Website.
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Produktionstitel | Kunst und Wahnsinn |
Sender | 3sat |
Format | Dokumentation 16:9 37min. |
Prod.Zeitraum | 6.-9.Feber 2006 in Gugging (Teilproduktion) |
Prod.Ort | Österreich - Gugging |
Regie | Beate THALBERG |
Redaktion | Rubina MÖHRING |
Kamera | Walter REICHL |
Ton | Rene SCHUH Josef Kernegger |
Schnitt | Michael Hudecek |
Musik | Reinhard Seifert |
Spezialequipment | Dolly |
Dolly&Licht | Florian HRAD |