Auch in fernen Ländern merkt man, dass wir menschlich ganz nahe sind - oder es sein könnten.

Albanien, das an der ersten Stelle des europäischen Länderalphabets steht, aber an der letzten Stelle der Wirtschaftsdaten, ist noch immer ein „weißer Fleck“ im europäischen Bewusstsein. Ein Film von Ernst Grandits.

Die Hauptstadt Tirana: Das Zentrum der Stadt bildet der Skanderbeg Platz mit dem Denkmal des albanischen Nationalhelden, der im 15. Jahrhundert erfolgreich gegen die osmanischen Besetzer kämpfte und dem Kulturpalast, in dem die Oper, das Ballett und die Nationalbibliothek untergebracht sind. Das monumentale Gebäude wurde von den Russen geplant und den Chinesen fertig gestellt. 1614 gegründet, wurde Tirana erst 1920 Hauptstadt von Albanien. Fast 800.000 des 3 Millionen Einwohner zählenden Landes leben heute hier. Im Schatten einer Bank und unter den Augen der Polizei verbringen viele arbeitslose Männer ihre Zeit damit, ein paar Lek als Geldwechsler zu verdienen. Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 20 % Prozent, Experten schätzen die tatsächliche Zahl auf das Doppelte. Das von den Kommunisten und ihrem Führer Enver Hoxha vom Rest der Welt total isolierte Volk musste auf seinem Weg in den Westen schwere Rückschläge hinnehmen. 1997 verloren Hundertausende in dubiosen Anlegerfirmen einen Großteil ihrer Ersparnisse. Es kam zu schweren Unruhen und politischen Krisen.

Im Nordwesten befindet sich die älteste Stadt Albaniens, Shkodra. Am Südrand der Stadt auf einem Hügel liegt die Burgruine Rozafa, umflossen von den Flüssen Drin und Buna. Wobei letzterer in den Shkoder-See fließt, der zum Teil auch zu Montenegro gehört. Die Drin, der längste Fluss Albaniens mit vielen Stauseen, mündet am Südrand der Burg in die Buna. Unterhalb der Burg liegt in einem sumpfigen Gebiet die aus dem 18. Jahrhundert stammende Blei-Moschee.

Shkodra ist mit gut 100.000 Bewohnern die zweitgrößte Stadt Albaniens, mit einer langen historischen Tradition. Bis 1940 war Shkodra die wichtigste Stadt Albaniens und seit jeher Zentrum der Opposition. Während der kommunistischen Zeit litt deshalb Shkodra unter besonders starker Unterdrückung und bis heute fühlen sich die Shkodraner von der Zentralregierung benachteiligt. Die Stadt ist weit entfernt von der Aufbruchsstimmung Tiranas.

Durres – 40 Kilometer westlich von Tirana gelegen, ist der wichtigste Seehafen Albaniens. Doch der Hafen von Durres ist nicht tief genug. Mit Hilfe der Weltbank und der Europäischen Kommission sollen in den kommenden Jahren der Ausbau und die Modernisierung fortgeführt werden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Vlora - eine Stadt im touristischen Hoffnungsgebiet Südalbaniens - war in der Geschichte des Landes mehrmals von großer Bedeutung. In Vlora wurde am 28. November 1912 die Unabhängigkeit ausgerufen. 1920 wurden hier die letzten italienischen Truppen aus dem Land vertrieben. Und 1997 begannen hier die Unruhen, die zum Sturz der Regierung und anarchischen Verhältnissen führten, nachdem Hundertausende von Albanern ihr ganzes Vermögen in betrügerischen Anlagefirmen verloren hatten.

Zur Eröffnung der Tourismussaison veranstaltet die Stadt Vlora für die Jugendlichen am Strand ein Popkonzert. Westliche Lebensgefühle sollen die Jugend davon abhalten, ihre Zukunftsträume übers Meer in Richtung Italien zu schicken. Auf dem Weg nach Europa braucht Albanien seine junge Generation.